Donnerstag, 19. Mai 2016

05-ans Asowsche Meer


15. Mai 2016, Sonntag
Geweckt werden wir gegen 6 Uhr durch Geräusche, die beim Aufbauen eines "Grünen Marktes" auf unserem Parkplatz entstehen. Im Schlafanzug ans Steuer und einige hundert Meter umsetzen. Morgentoilette, frühstücken, einkaufen im sehr gut sortierten Supermarkt (es ist Sonntag, wir sind im tiefsten Russland, hier gibt es keine Sehenswürdigkeiten, Liski ist Rajonhauptstadt im Oblast Woronesch und zählt 55.864 Einwohner, also recht normal!).
Unsere Anschauung über Russland hat sich durch Anschauen grundlegend geändert. Die positiven Veränderungen zu meiner Reise 1982 mit Schülern und zur Reise 2005 nach Tschaikowski sind nicht zu übersehen. Es ist ein Land im Umbruch mit einer positiven Grundeinstellung der Leute. Die Infrastruktur hat sich verbessert. Der Straßenzustand ist viel besser geworden, allerdings in den Städten zum Teil doch noch katastrophal, die Einkaufsmöglichkeiten und das Angebot sind richtig gut. Tankstellen sind an den großen stark befahrenen Straßen in einem Überangebot vorhanden. Das Tanken funktioniert wie bei uns und wir haben bisher immer mit Visacard bezahlt. Bargeld war bisher auch kein Problem. Mit der Visacard und den entsprechenden Gebühren bekommt man an den Automaten anstandslos seine Rubel. Allerdings bisher nicht mehr als 10000Rubel, das sind ungefähr 130 Euro und das treibt durch die VISA-Grungebühr die Kosten in die Höhe. Dann wird eben in den Supermärkten auch mit Visa bezahlt! Da wo wir hingehen ist das kein Problem! Bargeld ist eben für die kleinen Dinge.
Die Menschen sind, wenn man sie anspricht und aufgeschlossen hat, sehr hilfsbereit und freundlich. Ansonsten werden Fremde nicht angeschaut, Grüßen ist nicht üblich. Allerdings, wenn wir unser "Strasdwudje" in die Gegend hauen, dann kommt auch meist eins zurück, dabei eher von Frauen als von den Männern.
Was mich etwas befremdet ist die Abgeschlossenheit der Grundstücke. Um alle sind die auch aus Neustrelitz bekannten "Russenzäune" drumrum. Bretterzäune und auch viele Betonzäune frieden die Grundstücke ein und gewähren nur wenig Einblicke in das dahinter. Ich dachte immer, das ist für Militärgelände als Sichtschutz.
Die russischen Frauen, immer top gepflegt, die jungen auf Highheels und ein ganz wenig Unnahbarkeit.
Der Eisbrecher bei allen ist meine ans Internet angeschlossene Handy-Dame Klara. Übersetzungsprogramm auf, reinsprechen, kurz warten, Übersetzung selbst radebrechen oder übersetzten Text zeigen schafft immer eine Aha-Atmosphäre. Und, wir bekommen immer das wonach wir gefragt haben.
Nach diesem Exkurs in unsere Gedankenwelt fahren wir weiter in Richtung Süden.
Die fünfte Spur ist unten auf dem Feldweg
Rauf auf die Autobahn und dann ab in Richtung Süden. Irgendwann kommt ein Stau. Stau auf russisch bedeutet, aus den zwei Spuren unserer Richtung werden plötzlich vier. Der Standstreifen und die daran anschließenden unbefestigten Möglichkeiten werden benutzt. Wenn das nicht mehr reicht, dann fahren die russischen Autofahrer eben durch den Straßengraben auf den nassen Feldweg, jetzt haben wir inzwischen fünf Spuren in unsere Richtung. Das mit dem Feldweg haben nicht alle geschafft. Etwas Flüssiges verspeerte den Weg, einige kommen durch, andere müssen mit gemeinsamer Hilfe rausgeschleppt werden. In der Ferne haben einige Feldwegfahrer festgestellt, dass sie nicht mehr auf die Autobahn kommen. Also wird umgedreht. Verstehen muss man das nicht! Für uns eine ganz tolle Abwechslung. Viel gelacht, eine Satiresendung könnte nicht besser sein.
Hinter Rostow am Don ans Asowsche Meer zum baden werden wir es heute nicht mehr schaffen. Kurz vor Rostow, liegt Novocherkassk (168.700 Einwohner) in der die drittgrößte Kathedrale Russlands steht. Kossakengegend. Die Kathedrale innen und außen - sehenswert!





Hinten links unsere beiden Wohnmobile

Wo schlafen? Der Parkplatz vor der Kathedrale ist ziemlich groß. Jugendliche verbringen hier zwar ihre Zeit mit lauter Musik aus dem Auto, rumfahren, quatschen - der "Tanstellentreff in Deutschland" denken wir, morgen ist Montag, die müssen ja dann mal weg sein. Bleiben und die Beschallung aushalten. Ja es wird leiser, ich kann gut schlafen. Der Rest der Wohnmobilparade vom Roten Platz schläft nicht ganz so gut.

16. Mai 2016, Montag
Über Rostow am Don ans Asowsche Meer
In Rostow tanken wir. Superklara übersetzt. Die Mädels von der Tanstelle freuen sich, Visa geht, Volltanken auch, wir beantragen die Aktionskarte von Lukoil für satte Rabatte, klappt auch. Frage nach Wasser, ja selbstverständlich! Sie helfen uns mit einem Schlauch beim Befüllen. Ihr, also wir, seid die dritten Ausländer mit Wohnmobil bei uns. Deutsche waren noch nie hier, aber Schweden und Engländer. Petra schenkt eine für solche Zwecke mitgenommene Plüsch-Milka-Kuh für die Kinder, prompt bekommen wir für eine gute Fahrt einen Blumenstrauß aus dem eigenen Garten geschenkt. Da tut sich das Herz auf.

Weiter durch Rostow in Richtung einer Landzunge bei Semibalki am Meer. Beim Fahren durch Rostow fällt auf, dass die ganze patriotische Werbung im Stadtbild und auf den Privatautos viel, viel zurückhaltender ist. Hatten wir bisher "Großer Sieg, großes Volk", "9. Mai", bis hin zu einem Panzerbild mit dem Schriftzug "nach Berlin" ausgerechnet auf einem Auto aus deutscher Produktion - Realsatire - ist davon hier ganz wenig zu sehen. Hängt das mit den Kosaken zusammen? Oder mit dem Aufstand/Protesten zu Sowjetzeiten in Novocherkassk - verschwiegen bis 1990; oder dass zur Eröffnung der Olympiade in Sotchi die geplanten Auftritte der Kosaken wegen Widerstandes gegen eine Starkstromleitung abgesagt wurden, verbunden mit der Auflösung dieser Formation?
Superklara führt uns zu unserer Landzunge. Hier standen mal füher Pionierlager, heute ist vieles zerfallen und wird wieder aufgebaut. Auf dem Autokemping sind wir die einzigen Gäste. Diese Flachwasserlagune ist zum Baden eher nicht geeignet. Zum Urlauben in einigen Jahren schon. Aber, es wird noch lange dauern bis hier eine gute touristische Infrastruktur aufgebaut ist. Dafür wird man sich hier bestimmt den Urlaub mit Kindern leisten können.

Gepflegt

Sauber, ordentlich, aufgeräumt

Hier bitte die Russischkenntnisse auffrischen.

Hat man das auf unseren Campingplätzen?


Die Stürme des Asowschen Meeres fordern ihren Tribut



Frühstücksvorbereitung

17. Mai 2016, Dienstag
Tag zum Ausspannen, Faulenzen, Blog schreiben, spazieren gehen, Sonne genießen, Ruhe satt.
Diese Landzunge hat schon das Potential für Tourismus, allerding nicht per kapitalistischem Wildwuchs. Seegrundstücke abgetrennt und abgegrenzt mit farbigen Trapezblechzäunen. Nichts für mich, obwohl da sind wir Wohnmobilisten bestimmt die falschen Ratgeber.

1 Kommentar:

  1. Ich nehme an, dass du lieber Dieter, nachdem das Drachensegel dich abgehoben hat und du unsanft auf dem Brett aufgeschlagen bist, beim Arzt auf der Liege zur Untersuchung zur Ruhe gekommen bist. Wenn deine Wunden gekühlt und verbunden sind kann die Reise weitergehen.
    Ich hoffe die kyrillischen Buchstaben richtig gedeutet zu haben.
    Liebe Grüße aus der Heimat Bernd

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