21.
Juni 2016, Dienstag
Über sechs Breitengrade,
von 57° bis 63° am Nordende des Onegasee´s geht die nächste
Post-Etappe.
Heute hätte unsere Mutti
Isolde ihren 99. Geburtstag gefeiert. In Gedanken grüßen wir von
diesem heiligen Ort Susdal nach da oben.
Hier in Suadal sind deutsche
Womo-Tage. Vorgestern kamen unsere Nachbarn, mit dem Wohnmobil aus
Singapur (Start 2014), gestern kamen Petra und Dieter aus Münster,
die auf dem Weg in die Mongolei sind und heute ein mit dem Jeep
allein reisender Annaberg-Buchholzer Westsachse, der auf dem Rückweg
vom Pamirgebirge ist. Da dauert die Verabschiedung schon mal etwas
länger. Alles interessante Typen, wohl besser Persönlichkeiten.
Dufte Typen.
Von Susdal über meist gute
Straßen in eine weitere Stadt des Goldenen Rings nach Jaroslawl.
Jaroslawl war 1612 für kurze Zeit russische Hauptstadt, als Moskau
von Polen erobert worden war. Ja, die Wunden der Geschichte wirken
auf beiden Seiten bis in unsere Zeit nach.
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| Unser Stellplatz an der Klostermauer |
In Jaroslawl in die
Innenstadt, in das"Christi-Verklärungs-Kloster".
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| Erzengel-Michael-Kirche |
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| Im Kloster |
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| Blick über Kloster und Uferpark |
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| Dachpanorama |
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| Ich sehe Sterne |
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| Wir sehen Sterne, sie auf taiwanesisch |
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| Am späten Abend |
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| Kirche zu Christi Erscheinen |
Eine
imposante und schöne Anlage. Am Abend in eine Bierbar mit
Fußballprogramm. Deutschlands 1:0 gegen Nordirland.
22. Juni 2016,
Mittwoch
Fahrtag von Jaroslawl nach
Ferapontovo
Nach dem Morgenbad im Fluß
weiter in Richtung Norden. Das Wehrkloster Ferapontovo ist unser
Ziel. Iwan der Schreckliche pilgerte mehrfach hierher. In der Zeit
der "politischen Wirren" wurde die Klosteranlage von
polnischen Angreifern verwüstet . Dann wieder aufgebaut und 1924 von
den Kommunisten geschlossen.
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| Ferapontovo |
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| Badestelle |
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| 600 m² Freskenzyklus vom Moskauer Ikonenmaler Dionysos |
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| Blick von unserem Schlafplatz |
23. Juni 2016,
Donnerstag
Weiter nach Norden.
Russische Weite einmal anders. Rechts und links der Straße begrenzen
Wälder den Blick, manchmal auch Seen und Flussläufe. Die Wälder
sind sehr oft sehr nass. Forstwege existieren hier nicht. Abfahren
nach rechts oder links in den Wald ist fast nicht möglich. Es gibt
nur ganz wenige Hinweisschilder auf Orte. Das Ganze zieht sich über
hunderte Kilometer weit hin.
Südlich des Onegasee´s
treffen wir auf den Wolga-Ostsee-Kanal. Mehrere Schleusen. Spontan
wollen wir an eine Schleuse zum Kaffee trinken fahren. Kurz davor,
Militär: hier geht es nicht weiter. Christina und Uli hatten mehr
Glück, sie fanden eine Schleuse, die touristisch erschlossen war.
Wie kommen wir von hier nach Petrosawodsk? Das ist die Stadt von der
die Fähren zur Insel Kishi fahren. Meine Klara meint immer wieder:
um den ganzen See rum. Ich sehe am Ufer lang wäre es viel kürzer.
In Vytegra, am Südende des Onegasee´s, in einen Autoladen und
fragen. Ja es gibt zwei Wege, außen rum 450 km oder am Ufer entlang
230 km. Beim kurzen Weg hat man eine Fähre und danach nur
unbefestigte Naturpiste. Wie ist der Zustand? Normal. Wo fahrt ihr?
Kurzer Weg. Mit welchen Auto? Lada. wo sollte ich lang fahren? Langer
Weg. die drei Gesprächspartner haben mich vom langen Weg überzeugt.
Nach diesem Gespräch über 100km beste Straße, wir kommen super
voran. Dann fehlen zwei mal 5km Straße. Hier wird alles weg gerissen
und vollkommen neu gebaut. Staub, warten, feste Piste, es ist gerade
noch zu ertragen. Dann weiter, als wäre nichts gewesen, gute Straße.
In Povenets, am Beginn des Weißmeer-Ostseekanals, finden wir eine
tollen Stellplatz direkt am Kanal.
24. Juni 2016, Freitag
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| Flußkreuzfahrer |
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| Unser Schlafplatz am Kanal, hinten zwischen Auto und Schiff die nächste Schleuse. |
Aufregung, ein großes
Flußkreutzfahrtschiff schiebt sich in 10 m an uns vorbei. Der
Fotoapparat muss her. Vom Onegasee ins Weiße Meer.
Morgenbad im Kanal. Etwas
gewöhnungsbedürftig. Hier im Norden sind die Flüsse und Seen
dunkelbraun, aber trotzdem klar. Wir vermuten gelöstes Eisen. Ob das
stimmt könnte der Chemielehrer beantworten.
Weiter nach Medweschjegorsk.
Hier gehen wir ins Regionalmuseum und erfahren einiges über die
Region, natürlich den Verlauf des Krieges vor Ort und vieles über
den Bau des Stalinkanals = Weißmeer-Ostsee-Kanal. Gefangene der
stalinistischen Repression errichteten diesen von 1931 bis 1941.
Zwischen August 1937 und 1938 kamen mehr als 10 000 Menschen ums
Leben, weil sie sich der Verstaatlichung ihres Grundbesitzes
widersetzt hatten. Russen, Karelier, Juden, Wolgadeutsche, Polen,
Ukrainer, ... GULAG, unvorstellbar. Gut aber, dass dieses Kapitel der
eigenen Geschichte im ganzen Land aufgearbeitet wird. Das geschieht
wirklich und verdient unseren Respekt!
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| Rechts unten: Museum in Medweschjegorsk. |
Petrosawodsk ist nicht weit.
Ein kurzer Abstecher zu den Kiwatscher Wasserfällen. Die
Wassermassen des Flusses Suna stürzen hier in mehreren Kaskaden die
Felsen hinab. Neben Mücken, Bremsen und Stechfliegen haben wir hier
die typische Vegatation der mittleren Taiga: dichte Wälder mit
Birken, Kiefern und Fichten. 185 Vogelarten, 42 Säugetiergattungen,
vier Reptilien- und fünf Lurcharten soll es hier nach den Aussagen
des Baedecker geben.
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| Eingang zum Wasserfall |
Für die nächsten beiden
Nächte brauchen wir in Petrosawodsk sichere Stellplätze. Wie der
Zufall so spielt: Wir kommen an der Tourist-Info vorbei. Rein,
strastwutje, dann englisch weiter, die Dame ruft an, ja, da und da.
Wir fahren hin und sehen: nichts, also weiter. Überall kein
Stellplatz. Es muss doch irgendwo ein Hinweis sein. Is nicht!!!!! Ein
letzte verzweifelter Versuch. Wir fahren am Stellplatz vorbei und
sehen ihn nicht, aber der Stellplatz in Persona des vorhin
angerufenen Mannes, sieht uns. Er kommt raus auf unsere Rüttelpiste
und winkt uns rein. Das ganze rund 300 m bis zum Fähranleger zur
Insel Kishi. Besser geht´s nicht.
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| Stellplatz in Petrosawodsk |
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