Samstag, 25. Juni 2016

14-Ab in den Norden zum Onegasee


21. Juni 2016, Dienstag
Über sechs Breitengrade, von 57° bis 63° am Nordende des Onegasee´s geht die nächste Post-Etappe.
Heute hätte unsere Mutti Isolde ihren 99. Geburtstag gefeiert. In Gedanken grüßen wir von diesem heiligen Ort Susdal nach da oben.
Hier in Suadal sind deutsche Womo-Tage. Vorgestern kamen unsere Nachbarn, mit dem Wohnmobil aus Singapur (Start 2014), gestern kamen Petra und Dieter aus Münster, die auf dem Weg in die Mongolei sind und heute ein mit dem Jeep allein reisender Annaberg-Buchholzer Westsachse, der auf dem Rückweg vom Pamirgebirge ist. Da dauert die Verabschiedung schon mal etwas länger. Alles interessante Typen, wohl besser Persönlichkeiten. Dufte Typen.
Von Susdal über meist gute Straßen in eine weitere Stadt des Goldenen Rings nach Jaroslawl. Jaroslawl war 1612 für kurze Zeit russische Hauptstadt, als Moskau von Polen erobert worden war. Ja, die Wunden der Geschichte wirken auf beiden Seiten bis in unsere Zeit nach.
Unser Stellplatz an der Klostermauer
In Jaroslawl in die Innenstadt, in das"Christi-Verklärungs-Kloster".
Erzengel-Michael-Kirche

Im Kloster


Blick über Kloster und Uferpark

Dachpanorama

Ich sehe Sterne

Wir sehen Sterne, sie auf taiwanesisch

Am späten Abend

Kirche zu Christi Erscheinen

Eine imposante und schöne Anlage. Am Abend in eine Bierbar mit Fußballprogramm. Deutschlands 1:0 gegen Nordirland.

22. Juni 2016, Mittwoch
Fahrtag von Jaroslawl nach Ferapontovo
Nach dem Morgenbad im Fluß weiter in Richtung Norden. Das Wehrkloster Ferapontovo ist unser Ziel. Iwan der Schreckliche pilgerte mehrfach hierher. In der Zeit der "politischen Wirren" wurde die Klosteranlage von polnischen Angreifern verwüstet . Dann wieder aufgebaut und 1924 von den Kommunisten geschlossen.
Ferapontovo

Badestelle

600 m² Freskenzyklus vom Moskauer Ikonenmaler Dionysos



Blick von unserem Schlafplatz

23. Juni 2016, Donnerstag
Weiter nach Norden. Russische Weite einmal anders. Rechts und links der Straße begrenzen Wälder den Blick, manchmal auch Seen und Flussläufe. Die Wälder sind sehr oft sehr nass. Forstwege existieren hier nicht. Abfahren nach rechts oder links in den Wald ist fast nicht möglich. Es gibt nur ganz wenige Hinweisschilder auf Orte. Das Ganze zieht sich über hunderte Kilometer weit hin.
Südlich des Onegasee´s treffen wir auf den Wolga-Ostsee-Kanal. Mehrere Schleusen. Spontan wollen wir an eine Schleuse zum Kaffee trinken fahren. Kurz davor, Militär: hier geht es nicht weiter. Christina und Uli hatten mehr Glück, sie fanden eine Schleuse, die touristisch erschlossen war. Wie kommen wir von hier nach Petrosawodsk? Das ist die Stadt von der die Fähren zur Insel Kishi fahren. Meine Klara meint immer wieder: um den ganzen See rum. Ich sehe am Ufer lang wäre es viel kürzer. In Vytegra, am Südende des Onegasee´s, in einen Autoladen und fragen. Ja es gibt zwei Wege, außen rum 450 km oder am Ufer entlang 230 km. Beim kurzen Weg hat man eine Fähre und danach nur unbefestigte Naturpiste. Wie ist der Zustand? Normal. Wo fahrt ihr? Kurzer Weg. Mit welchen Auto? Lada. wo sollte ich lang fahren? Langer Weg. die drei Gesprächspartner haben mich vom langen Weg überzeugt. Nach diesem Gespräch über 100km beste Straße, wir kommen super voran. Dann fehlen zwei mal 5km Straße. Hier wird alles weg gerissen und vollkommen neu gebaut. Staub, warten, feste Piste, es ist gerade noch zu ertragen. Dann weiter, als wäre nichts gewesen, gute Straße. In Povenets, am Beginn des Weißmeer-Ostseekanals, finden wir eine tollen Stellplatz direkt am Kanal.

24. Juni 2016, Freitag
Flußkreuzfahrer

Unser Schlafplatz am Kanal, hinten zwischen Auto und Schiff die nächste Schleuse.

Aufregung, ein großes Flußkreutzfahrtschiff schiebt sich in 10 m an uns vorbei. Der Fotoapparat muss her. Vom Onegasee ins Weiße Meer.
Morgenbad im Kanal. Etwas gewöhnungsbedürftig. Hier im Norden sind die Flüsse und Seen dunkelbraun, aber trotzdem klar. Wir vermuten gelöstes Eisen. Ob das stimmt könnte der Chemielehrer beantworten.
Weiter nach Medweschjegorsk. Hier gehen wir ins Regionalmuseum und erfahren einiges über die Region, natürlich den Verlauf des Krieges vor Ort und vieles über den Bau des Stalinkanals = Weißmeer-Ostsee-Kanal. Gefangene der stalinistischen Repression errichteten diesen von 1931 bis 1941. Zwischen August 1937 und 1938 kamen mehr als 10 000 Menschen ums Leben, weil sie sich der Verstaatlichung ihres Grundbesitzes widersetzt hatten. Russen, Karelier, Juden, Wolgadeutsche, Polen, Ukrainer, ... GULAG, unvorstellbar. Gut aber, dass dieses Kapitel der eigenen Geschichte im ganzen Land aufgearbeitet wird. Das geschieht wirklich und verdient unseren Respekt!
Rechts unten: Museum in Medweschjegorsk.
Petrosawodsk ist nicht weit. Ein kurzer Abstecher zu den Kiwatscher Wasserfällen. Die Wassermassen des Flusses Suna stürzen hier in mehreren Kaskaden die Felsen hinab. Neben Mücken, Bremsen und Stechfliegen haben wir hier die typische Vegatation der mittleren Taiga: dichte Wälder mit Birken, Kiefern und Fichten. 185 Vogelarten, 42 Säugetiergattungen, vier Reptilien- und fünf Lurcharten soll es hier nach den Aussagen des Baedecker geben.
Eingang zum Wasserfall




Für die nächsten beiden Nächte brauchen wir in Petrosawodsk sichere Stellplätze. Wie der Zufall so spielt: Wir kommen an der Tourist-Info vorbei. Rein, strastwutje, dann englisch weiter, die Dame ruft an, ja, da und da. Wir fahren hin und sehen: nichts, also weiter. Überall kein Stellplatz. Es muss doch irgendwo ein Hinweis sein. Is nicht!!!!! Ein letzte verzweifelter Versuch. Wir fahren am Stellplatz vorbei und sehen ihn nicht, aber der Stellplatz in Persona des vorhin angerufenen Mannes, sieht uns. Er kommt raus auf unsere Rüttelpiste und winkt uns rein. Das ganze rund 300 m bis zum Fähranleger zur Insel Kishi. Besser geht´s nicht.
Stellplatz in Petrosawodsk

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