Mittwoch, 15. Juni 2016

11-Chaykowskij

9. bis 14. Juni 2016
Fünf Tage in der Partnerstadt, volles Programm, viele unglaublich interessante Gespräche mit den uns begleitenden Lehrerinnen/Dolmetscherinnen, den Vertretern der Stadtduma, den Mitarbeitern der Verwaltung, Vertretern der Presse und normalen Bürgern, die Interesse an uns und unseren Wohnmobilen haben. Teilnahme an vielen wunderbaren Veranstaltungen, klasse organisiert von der taffen Elena als Verantwortliche der Verwaltung.
Hier in Chaykowskij finden zum sechsten Mal die deutschen Tage statt. Diese werden durch das Konsulat in Jekatarinenburg unterstützt. Als Vertreter des Konsulates ist ein 24-jähriger gebürtiger Neustrelitzer gekommen, Sebastian Reinhold. Natürlich interessiert mich der schulische Werdegang. Grundschule Kiefernheide, Schliemanngymnasium, nach der Fusion Carolinum. Gemeinsam bekannte Lehrer ergeben sich da automatisch. Kluger Bursche, gut.
In Wolgograd haben wir Achim und Heide kennengelernt. Sie sind in die Wohnung von Uta, ihrer Vorgängerin gezogen. Diese ist jetzt die Verantwortliche für die deutsche Sprache im Permer Gebiet. Russische Weite, russische Enge?!
Die Schüler der IGS präsentieren auf dem deutschen Tag das nicht mehr existierende Neustrelitzer Schloss, ich darf einige Worte zu unserem Weg und unseren Eindrücken sagen. Eine gute und aufgeschlossene Atmosphäre im Kulturpark. An einem Nachmittag fahren wir mit dem Boot an die andere Seite des Stausees zum Grillen, Quatschen und Entspannen. Im Wald ist es wie in einem kleinen Paradies. Am Sonnabend und Sonntag finden alle möglichen Sport- und Kulturveranstaltungen statt. Zum Abschluss gibt es ein Konzert einer Rockband aus Samara und ein Feuerwerk. Eine tolle Wohlfühlatmosphäre.


Im Museum

Im Pioniermuseum

Erinnerungsfoto vor der ewigen Flamme

In der russisch-orthodoxen Kirche

Vor der Kirche

Herrlichkeiten

Im Hof des Saigatka-Museums

Mitmachreigen - dt und rus. Schüler

Im altrussischen Wohnhaus


Wintersportzentrum - beeindruckend

Hinten der Kama-Stausee, links hinten Staudamm mit einem der größten Wasserkraftwerke der Welt, rechts hinterm Wald die Stadt Chaykowskij


Vor dem Hotel- und Wettkampfkomplex

Empfang beim Bürgermeister

Bürgermeister Tretjakow an der Stirnseite, links Vertreter von Verwaltung und Duma, rechts Vertreter aus Neustrelitz

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Chaykowskij







Geschenk des Bürgermeisters Andreas Grund an BM Tretjakow - Geschichte dahinter: aus einem Ärgernis in Neustrelitz - fallende, faulende Birnen in der Seestraße - wird etwas Gutes, nämlich hochprozentiger Birnenschnaps Marke Seestraße

Lustige Gesellen im Paradies an der Kama




Frisch gefangener Wels


Deutsche Tage in Chaykowskij

Riesenrad im Kulturpark

Präsentation zum Neustrelitzer Schloss durch die Schüler der IGS

Festliches Abendessen mit Bürgermeister Tretjakow, links Sebastian Reinhold vom deutschen Generalkonsulat in Jekatarinenburg


Festliches Programm vor dem Palast der Jugend


Abends beim Rockkonzert, vor dem Feuerwerk

Bisher haben wir Russland mit den Augen eines Touristen gesehen. Jetzt haben wir auf viele Fragen eine Antwort erhalten. Die Probleme, die dieses Land hat, sind allen bekannt. Und es sind viel mehr Probleme als wir es gedacht haben. Arm, reich, Bildungswesen, Gesundheitswesen, Aids, fehlende Sexualaufklärung, vor allem verkrustete Strukturen. Sehr oft hören wir: "darüber darf man nicht reden", "der Vorgesetzte hat immer Recht", "wenn ich das sage, dann bekomme ich Ärger", "das kann ich in meiner Partei nicht sagen". Alles durchaus von verschiedenen Personen mit Beispielen unterlegt. Auch sehr oft hören wir, die Gründe dafür sind die Mentalität. Eine sehr einfache und unehrliche Ausrede, bedeutet: die anderen sind Schuld und ich kann nichts ändern.
Hatten wir bisher die Supermärkte mit vollen Regalen und vollen Einkaufswagen gesehen, wissen wir jetzt: es gibt in der Regel zweimal im Monat Lohn, dann wird eingekauft und das muss dann reichen. Eben gerade haben wir hier in Ischewsk einen jungen Deutschen kennen gelernt, der sich sehr stark überlegt hierher umzusiedeln. Er sagte uns, der Durchschnittsverdienst beträgt hier vielleicht 250 Euro pro Monat. Lebensmittel sind für viele Leute unter diesem Gesichtspunkt extrem teuer. Für uns extrem günstig.
Vor Chaykowski hatte ich mit einer Zustimmungsrate von geschätzt 80% für Putin gerechnet, weil: Straßen werden gebaut, Häuser werden renoviert und neu gebaut, viele Leute sauber und adrett gekleidet. Nein sagt der junge Banker, den wir in einem Cafe treffen, keine 50%! Auf der Promenade werden wir von einem Rentner angesprochen, wisst ihr, was hier gefeiert wir? Ihr macht euch alle doch nur was vor, nicht der Tag Russlands und der Stadtgeburtstag, sondern der Tag des Liegens im Schlamm Dank der Politik Putins wird heute gefeiert. Starker Tobak für mich.
Betreibt der überwiegende Teil der deutschen Medien wohl doch ausgewogenen Journalismus?
Anzeichen für den Reformstau haben wir gesehen, aber bisher nicht wahrgenommen. Auf der ganzen bisherigen Reise haben wir oft gehört: meine Tochter / mein Sohn lebt in Deutschland, Frankreich usw. Das waren nicht wenige. Schön haben wir gedacht. Nein das Land blutet aus, ein Teil der Elite, nur die können es sich leisten, stimmt mit den Füßen ab. In den Schulen wird man zum Examen durch einen Scanner, wie auf dem Flughafen geschickt, um festzustellen, werden verbotene Hilfsmittel mit zur Prüfung genommen. Kameras überwachen den Prüfungsraum. Wozu dieser Aufwand? Es ist für mich nicht zu glauben: ein Klima des Verhinderns und nicht des Ermöglichens. Mißtrauen in die Lehrer und in die Schüler, dort wo Vertrauen nötig wäre. Noch mal das Unterstrichene: Kameras überwachen die Lehrer, dort wo Vertrauen notwendig wäre. Und die Lehrer finden das noch gut! Das ist Gift für eine Gesellschaft. Liebe Russen, ihr seid so toll, warum schafft ihr es nicht, euch zu reformieren? Ihr könnt das!
Am Montag fahren wir am Vormittag nach Markowski, dem Ort, wo die Neustrelitzer Garnision hin verlegt wurde. Es kommt so wie gehofft: wir treffen eine Frau, die zwei Jahre in Neustrelitz im Haus der Offiziere gearbeitet hat. Die Augen leuchten bei ihr. Sie telefoniert den Natschalnik des Hauses der Offiziere hier in Markowski heran und wir bekommen eine Führung durch ein leeres Haus. Die Garnision existiert seit 9 Jahren nicht mehr. Seit acht Jahren verwaltet er ein langsam verfallendes Haus mit großem Kino- und Theatersaal. Großzügig konzipiert und gebaut.
Die Wohnblöcke sind gut belegt, weil sie großzügig geschnitten und für russische Verhältnisse recht komfortabel sind. Die Panzer, die bei meinem ersten Besuch hier im Wald vor sich hin rosteten sind nicht mehr da, eingeschmolzen? das wäre sinnvoll.
Anschließend fahren wir zu dem Ort, an dem 1961, rund 14 Tag vor dem Flug Juri Gagarins in den Weltraum, der Hund Swjesdotschka - Sternchen wohlbehalten am Fallschirm vom Himmel schwebte. Das war eine wesentliche Voraussetzung für die bemannte Weltraumfahrt. Petra legt eine Rose für Swjesdotschka und unsere Biene zur Erinnerung auf den Gedenkstein.
Markowski

Sie in der Mitte war für zwei Jahre in Neustrelitz 

Im Haus der Offiziere Markowski

Swjesdotschka - Sternchen

Liebliche Landschaft

In Ischewsk an der Promenade
Weiter zum Übernachten, schon 100km auf Heimreise, nach Ischewsk. Hier treffen wir morgen den Rest der Neustrelitzer Delegation wieder. Hier wird das Kalaschnikow-Museum besichtigt. Mein inneres, nicht geäußertes Vorurteil: den Quatsch will ich nicht. Das Nachurteil: das war ok! Das Urteil: Scheiß Waffen, aber ohne geht es wohl auch nicht.
Und jetzt , am 14. Juni stehen wir um 20.36 Uhr Moskauer Zeit in Jelabuga, diesmal oben, auf dem Parkplatz und hören laute Musik mit dröhnenden Bässen der neben uns parkenden Jugendlichen. Es ist in Jelabuga, es ist abends, es wird dunkel, die Mädels singen mit und die Hormone sind wohl auch im Spiel. Ehrlich, die wollen uns nicht ärgern. Ok, ich werde mich daran machen, diesen Post zu veröffentlichen.

1 Kommentar:

  1. wir wünschen Euch einen gute Heimfahrt . Heike und Uli Klock

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