9. bis 14. Juni 2016
Fünf Tage in der
Partnerstadt, volles Programm, viele unglaublich interessante
Gespräche mit den uns begleitenden Lehrerinnen/Dolmetscherinnen, den
Vertretern der Stadtduma, den Mitarbeitern der Verwaltung, Vertretern
der Presse und normalen Bürgern, die Interesse an uns und unseren
Wohnmobilen haben. Teilnahme an vielen wunderbaren Veranstaltungen,
klasse organisiert von der taffen Elena als Verantwortliche der
Verwaltung.
Hier in Chaykowskij finden
zum sechsten Mal die deutschen Tage statt. Diese werden durch das
Konsulat in Jekatarinenburg unterstützt. Als Vertreter des
Konsulates ist ein 24-jähriger gebürtiger Neustrelitzer gekommen,
Sebastian Reinhold. Natürlich interessiert mich der schulische
Werdegang. Grundschule Kiefernheide, Schliemanngymnasium, nach der
Fusion Carolinum. Gemeinsam bekannte Lehrer ergeben sich da
automatisch. Kluger Bursche, gut.
In Wolgograd haben wir Achim
und Heide kennengelernt. Sie sind in die Wohnung von Uta, ihrer
Vorgängerin gezogen. Diese ist jetzt die Verantwortliche für die
deutsche Sprache im Permer Gebiet. Russische Weite, russische Enge?!
Die Schüler der IGS
präsentieren auf dem deutschen Tag das nicht mehr existierende
Neustrelitzer Schloss, ich darf einige Worte zu unserem Weg und
unseren Eindrücken sagen. Eine gute und aufgeschlossene Atmosphäre
im Kulturpark. An einem Nachmittag fahren wir mit dem Boot an die
andere Seite des Stausees zum Grillen, Quatschen und Entspannen. Im
Wald ist es wie in einem kleinen Paradies. Am Sonnabend und Sonntag
finden alle möglichen Sport- und Kulturveranstaltungen statt. Zum
Abschluss gibt es ein Konzert einer Rockband aus Samara und ein
Feuerwerk. Eine tolle Wohlfühlatmosphäre.
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| Im Museum |
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| Im Pioniermuseum |
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| Erinnerungsfoto vor der ewigen Flamme |
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| In der russisch-orthodoxen Kirche |
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| Vor der Kirche |
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| Herrlichkeiten |
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| Im Hof des Saigatka-Museums |
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| Mitmachreigen - dt und rus. Schüler |
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| Im altrussischen Wohnhaus |
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| Wintersportzentrum - beeindruckend |
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| Hinten der Kama-Stausee, links hinten Staudamm mit einem der größten Wasserkraftwerke der Welt, rechts hinterm Wald die Stadt Chaykowskij |
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| Vor dem Hotel- und Wettkampfkomplex |
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| Empfang beim Bürgermeister |
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| Bürgermeister Tretjakow an der Stirnseite, links Vertreter von Verwaltung und Duma, rechts Vertreter aus Neustrelitz |
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| Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Chaykowskij |
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| Geschenk des Bürgermeisters Andreas Grund an BM Tretjakow - Geschichte dahinter: aus einem Ärgernis in Neustrelitz - fallende, faulende Birnen in der Seestraße - wird etwas Gutes, nämlich hochprozentiger Birnenschnaps Marke Seestraße |
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| Lustige Gesellen im Paradies an der Kama |
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| Frisch gefangener Wels |
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| Deutsche Tage in Chaykowskij |
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| Riesenrad im Kulturpark |
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| Präsentation zum Neustrelitzer Schloss durch die Schüler der IGS |
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| Festliches Abendessen mit Bürgermeister Tretjakow, links Sebastian Reinhold vom deutschen Generalkonsulat in Jekatarinenburg |
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| Festliches Programm vor dem Palast der Jugend |
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| Abends beim Rockkonzert, vor dem Feuerwerk |
Bisher haben wir Russland
mit den Augen eines Touristen gesehen. Jetzt haben wir auf viele
Fragen eine Antwort erhalten. Die Probleme, die dieses Land hat, sind
allen bekannt. Und es sind viel mehr Probleme als wir es gedacht
haben. Arm, reich, Bildungswesen, Gesundheitswesen, Aids, fehlende
Sexualaufklärung, vor allem verkrustete Strukturen. Sehr oft hören
wir: "darüber darf man nicht reden", "der Vorgesetzte
hat immer Recht", "wenn ich das sage, dann bekomme ich
Ärger", "das kann ich in meiner Partei nicht sagen".
Alles durchaus von verschiedenen Personen mit Beispielen unterlegt.
Auch sehr oft hören wir, die Gründe dafür sind die Mentalität.
Eine sehr einfache und unehrliche Ausrede, bedeutet: die anderen sind
Schuld und ich kann nichts ändern.
Hatten wir bisher die
Supermärkte mit vollen Regalen und vollen Einkaufswagen gesehen,
wissen wir jetzt: es gibt in der Regel zweimal im Monat Lohn, dann
wird eingekauft und das muss dann reichen. Eben gerade haben wir hier
in Ischewsk einen jungen Deutschen kennen gelernt, der sich sehr
stark überlegt hierher umzusiedeln. Er sagte uns, der
Durchschnittsverdienst beträgt hier vielleicht 250 Euro pro Monat.
Lebensmittel sind für viele Leute unter diesem Gesichtspunkt extrem
teuer. Für uns extrem günstig.
Vor Chaykowski hatte ich mit
einer Zustimmungsrate von geschätzt 80% für Putin gerechnet, weil:
Straßen werden gebaut, Häuser werden renoviert und neu gebaut,
viele Leute sauber und adrett gekleidet. Nein sagt der junge Banker,
den wir in einem Cafe treffen, keine 50%! Auf der Promenade werden
wir von einem Rentner angesprochen, wisst ihr, was hier gefeiert wir?
Ihr macht euch alle doch nur was vor, nicht der Tag Russlands und der
Stadtgeburtstag, sondern der Tag des Liegens im Schlamm Dank der
Politik Putins wird heute gefeiert. Starker Tobak für mich.
Betreibt der überwiegende
Teil der deutschen Medien wohl doch ausgewogenen Journalismus?
Anzeichen für den
Reformstau haben wir gesehen, aber bisher nicht wahrgenommen. Auf der
ganzen bisherigen Reise haben wir oft gehört: meine Tochter / mein
Sohn lebt in Deutschland, Frankreich usw. Das waren nicht wenige.
Schön haben wir gedacht. Nein das Land blutet aus, ein Teil der
Elite, nur die können es sich leisten, stimmt mit den Füßen ab. In
den Schulen wird man zum Examen durch einen Scanner, wie auf dem
Flughafen geschickt, um festzustellen, werden verbotene Hilfsmittel
mit zur Prüfung genommen. Kameras überwachen den
Prüfungsraum. Wozu dieser Aufwand? Es ist für mich nicht zu
glauben: ein Klima des Verhinderns und nicht des Ermöglichens.
Mißtrauen in die Lehrer und in die Schüler, dort wo
Vertrauen nötig wäre. Noch mal das Unterstrichene: Kameras
überwachen die Lehrer, dort wo Vertrauen notwendig wäre. Und die
Lehrer finden das noch gut! Das ist Gift für eine Gesellschaft.
Liebe Russen, ihr seid so toll, warum schafft ihr es nicht, euch zu
reformieren? Ihr könnt das!
Am Montag fahren wir am
Vormittag nach Markowski, dem Ort, wo die Neustrelitzer Garnision hin
verlegt wurde. Es kommt so wie gehofft: wir treffen eine Frau, die
zwei Jahre in Neustrelitz im Haus der Offiziere gearbeitet hat. Die
Augen leuchten bei ihr. Sie telefoniert den Natschalnik des Hauses
der Offiziere hier in Markowski heran und wir bekommen eine Führung
durch ein leeres Haus. Die Garnision existiert seit 9 Jahren nicht
mehr. Seit acht Jahren verwaltet er ein langsam verfallendes Haus mit
großem Kino- und Theatersaal. Großzügig konzipiert und gebaut.
Die Wohnblöcke sind gut
belegt, weil sie großzügig geschnitten und für russische
Verhältnisse recht komfortabel sind. Die Panzer, die bei meinem
ersten Besuch hier im Wald vor sich hin rosteten sind nicht mehr da,
eingeschmolzen? das wäre sinnvoll.
Weiter zum Übernachten,
schon 100km auf Heimreise, nach Ischewsk. Hier treffen wir morgen den
Rest der Neustrelitzer Delegation wieder. Hier wird das
Kalaschnikow-Museum besichtigt. Mein inneres, nicht geäußertes
Vorurteil: den Quatsch will ich nicht. Das Nachurteil: das war ok!
Das Urteil: Scheiß Waffen, aber ohne geht es wohl auch nicht.
Und jetzt , am 14. Juni
stehen wir um 20.36 Uhr Moskauer Zeit in Jelabuga, diesmal oben, auf
dem Parkplatz und hören laute Musik mit dröhnenden Bässen der
neben uns parkenden Jugendlichen. Es ist in Jelabuga, es ist abends,
es wird dunkel, die Mädels singen mit und die Hormone sind wohl auch
im Spiel. Ehrlich, die wollen uns nicht ärgern. Ok, ich werde mich
daran machen, diesen Post zu veröffentlichen.
wir wünschen Euch einen gute Heimfahrt . Heike und Uli Klock
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