Mittwoch, 8. Juni 2016

10 - Wir sind in Tschaikowski und waren vorher bei den Udmurten, die haben keine Jurten.

3. Juni 2016, Freitag
Ein Nachtrag zu Kasan und Autofahrer
Bei der Anfahrt zum Hotel Amaks Safar leitet uns Klara vorbildlich durch Kasan. Kurz vorm Hotel wird gebaut, das kann sie natürlich nicht wissen. Die Straße ist auf der rechten Seite zur Hälfte aufgerissen. Schild "Einbahnstraße, Einfahrt verboten" -Weißer Strich auf rotem Kreis- steht weit rechts, das könnte für uns gelten. Aber gleichzeitig ist eine rote Ampel an der Einfahrt zur halbseitig aufgerissenen Straße. Wenn die grün wird, dann können wir da rein fahren. Es wird grün, wir fahren rein ein russisches Auto folgt uns. In etwa 50m Entfernung kommt uns ein anderes Auto entgegen. In der Baustelle sind Öffnungen, so dass man dort hinein kann. Wir fahren aufeinander zu. Ich bleibe vor der nächsten Einbuchtung stehen und erwarte, dass mein Gegenüber dort hineinfährt,
damit wir aneinander vorbei können. Zeichensprache, ich kann hier nicht zurück, fahr dort rein. Er: fahr du zurück. Ich: geht nicht. Hinter mir... Die Frau aus dem Auto hinter mir steigt aus und diskutiert lautstark mit meinem Gegenüber. Keine Verständigung möglich. Ich deute an, dass wir alle Zeit der Welt haben und hier gut und gern Kaffee trinken können, wir haben alles an Bord und er hat keine Zeit. Etwas Nachdenken bei ihm. Als Petra ihm einen Vogel, zeigt setzt er zurück und wir können in die Lücke fahren. Es dauert fünf Minuten bis sich der Stau aufgelöst hat und wir weiter können. In den nächsten Tagen beobachten wir mehrfach diese Situation.
Fahrtag von Kasan in Richtung Ural. Als Ziel haben wir uns Mendeleevsk an der Kama ausgesucht. Im Satellitenbild sehen wir etwas das ein Strand sein könnte. Eben könnte. Auch hier keine Badestelle, hier vorne am Ufer oder mit Kamasicht kann man nicht stehen. Aber, Wasser kann man hier gut nehmen. An der Pumpe ist auch ein Armenier. Er findet den Beschluss des Bundestages zum Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren sehr gut. Als Armenier ist er hier zeitlich begrenzt als Gastarbeiter und hält alle seine Rubel zusammen. Zwischen den Russen und den vielen Völkerschaften im Riesenreich scheint es auch Reibereien zu geben. Das liegt wohl in der Natur der Sache. Irgendjemand fühlt sich immer übervorteilt.
Wir suchen im Ort einen Nachtplatz. Das ist gar nicht so einfach. Überall wird an den Straßen gebaut. Nach langem Suchen kommen wir vor der Sporthalle zum Übernachten an.

4. Juni 2016, Sonnabend
Wir wollen erst am Mittwoch Nachmittag in Chaykowskiy ankommen. (Diese Schreibweise zeigt mir der Wetterbericht an und auch der Routenplaner findet unseren Zielort. In meiner bisherigen Schreibweise wurde ich dort nicht verstanden!)
Wohin, wir sind etwas zu früh um nach Chaykowskiy zu fahren. Hier in der Nähe befindet sich der Nationalpark "Niedere Kama" (meine Übersetzung). Im Internet googeln, die Nationalparverwaltung finden wir auf der Karte. Es ist Wochenende, also dorthin, dort werden wir mehr erfahren. Zurück nach Elabuga, zur Nationalparkverwaltung. Geschlossen! Es ist Wochenende, da gibt es keinen Nationalpark. Einen guten Weg nach unten zum Kamaufer finden wir. Auf einem Schild steht etwas von 50 000 Rubel Strafe. Superhandy Klara wird befragt. "Wer Material hierherbringt oder entnimmt muss mit dieser Strafe rechnen." Wir wollen nichts verunreinigen und auch keine geschützten Pflanzen, Tiere oder Steine mitnehmen. Wir können ohne Angst hier weiterfahren! Die Kama ist auch hier zum Baden eher nicht geeignet.
Schubprahm auf der Kama

Nichts zum Baden

Weiter in die Stadt Elabuga hinein. Hier wird Sabantui gefeiert, das Fest welches zum Abschluss der Bestellarbeiten in ganz Tataristan mit traditionellen Wettkämpfen begangen wird. Ringen, auf einen 15m hohen Stamm hochklettern, auf einem langen wippenden Stamm balancieren und eine Seil aufheben sehen wir. Bühnenprogramm mit Tanzgruppen und natürlich alle möglichen Schaschlik-, Getränke- und Andenkenbuden. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein. Dieses Gewimmel gefällt uns, jedoch die Sonne brennt und wir verziehen uns in den Schatten eines Cafe´s in der Innenstadt.
In der Innenstadt von Elabuga

Sabantui



hier wird getanzt

Ganz schön wackelig


Stellplatz mit niedrigem Hormonspiegel

Kama

Elabuga
Ganz am Ende des Ortes ist ein guter Stellplatz für die Nacht, auf Asfalt, am Ende einer Sackgasse, direkt an der Kama. Hier kann man zwar nicht baden, aber Schiffen beim Vorbeifahren zuschauen. Ein schöner Platz. Bis es dunkel wird und die Jugend ihre Hormone hochfährt. Am besten geht das mit lauter Musik aus aufgemotzten Lautsprecheranlagen im Kofferraum der Autos. Die wollen uns nicht ärgern, wir sind in ihrem hormonellen Gebiet. Nach einer Stunde Beschallung wissen wir, das wird nicht unser Schlafplatz bleiben. Wenn die juchzenden Mädels und ihre Jungs weg fahren und bevor die nächsten Hormonkranken kommen, müssen wir diesen Ort verlassen. Nach einer weiteren Stunde ist es soweit. Jetzt nichts wie weg von hier.
Merke: am Wochenende sind Balzplätze nichts für Wohnmobile.

5. Juni 2016, Sonntag
In 630m Luftline entfernt vom Akustikinferno wachen wir ober auf dem Berg bei herrlicher Ruhe auf.
Die nächste Stadt unserer Reise ist Ischewsk. 631 000 Einwohner, Waffenproduktion, Kalaschnikow lebte, arbeitete und starb hier. Laut Wikipedia wurden 1946 die DKW-Werke in Zschopau demontiert und hier wieder aufgebaut.
Am Stausee stehen wir gut und hier kann man gut Baden!!! Baden, fast wie zu Hause. Saubres Wasser, saubrer Strand, angenehme Wassertemperaturen.
Wir sind jetzt in Udmurtien. Auf deutsch gibt es im Internet keine Informationen dazu. Die folgenden Angaben sind aus dem englischen mit dem Bing-Übersetzer ins Deutsche transformiert.
Der zugehörige Link ist:
http://www.russianlessons.net/russia/udmurtia/

Es gibt rund 1,6 Millionen Menschen leben in Udmurtien. Die Republik wurde im Bereich von th nativ bewohnt Udmurtischen Menschen geschaffen. Heute ist die vorherrschende ethnische Gruppe Russisch, aber es gibt noch fast 500.000 Udmurten Leben in der Republik. Die größte Stadt und Hauptstadt der Udmurtischen Republik ist Izhevsk.

Die Religion der Udmurten ist traditionell heidnischen. Es basiert auf Folklore und Mythologie ähnlich dem der finno-ugrischen Völker. Reste dieser religiösen Praktiken sind nach wie vor stark vorhanden, aber die Leute von der russischen Orthodoxie maßgeblich.

Die Udmurtische Menschen sind die Ureinwohner der Region Udmurtien. Vielleicht am besten bekannt im Ausland für ihre roten Haare. Frühe Forscher behauptet, dass Udmurten die meisten roten Haaren Menschen in der Welt wurden. Es einer der wenigen Orte außerhalb des Vereinigten Königreichs, wo rote Haare gleichen Ursprungs sind.

Der Udmurtischen Menschen haben auch bekannt als Votyaks, Chud Otyatskaya, Otyaks. Ihre Ländereien haben von vielen Nationen durch die Geschichte der Goldenen Horde einschließlich regiert wurde, aber seit 1489 Teil Russlands. Die Udmurten zusammen mit anderen lokalen Stämme inszenierte zahlreiche Aufstand gegen das russische Reich für die nächsten Jahrhunderte. Udmurten leben traditionell in kleinen landwirtschaftlichen Gemeinschaften basiert. Sie haben eine Anzahl von ihren eigenen Traditionen, einschließlich Kleid.

6. Juni 2016, Montag
Mit der Straßenbahn in die Stadt. 20 Rubel, das sind rund 25 Cent, die sind bei der Fahrkartenverkäuferin im Straßenbahnwaggon zu zahlen.
Das fällt uns schon seit langem auf: Es sind sehr viele Leute mit Tätigkeiten beschäftigt, die man sehr, sehr viel einfacher und effektiver organisieren könnte.
Beispiele:
  • Gestern Abend kurz vor Ladenschluss 21 Uhr - wir kaufen uns ein Brot für Morgen, sprich Heute, ein Laden, drei Stände (Obst und Gemüse, Molkereiwaren und Backwaren - für jeden Stand um diese Zeit eine Verkäuferin) - unsere vom Backwarenstand war gerade nicht da und musste gerufen werden. Eine Verkäuferin hätte zu dieser Zeit locker alle drei Stände bedienen können.
  • Heute in der Stadt: Mit Hilfe einer Kratze wird von einem Mann Unkraut auf dem Gehweg beseitigt, so langsam kann man gar nicht arbeiten.
  • Papierkörbe werden folgendermaßen entleert: eine Person angelt mit einer Kralle einzeln den Inhalt heraus und befördert diesen in einen mitgeführten Behälter.
  • Vor unserem derzeitigen Parkplatz fegen zwei Männer den ganzen Tag den Parkplatz und sind irgendwie auf dem Gelände unterwegs. Nach dem Regen werden die Pfützen leer gefegt.
  • Diese Beispiele könnten endlos verlängert werden.
Bei all dem sehen die Grünanlagen ungepflegt aus, der Rasen ist nicht gemäht, die Bäume hängen herunter, so dass man nicht drunter hindurch gehen kann. Ich verstehe ja, dass auf diese Art alle Leute irgendwie beschäftigt sind. Gut kann das auf Dauer, aus meiner persönlichen Sicht, nicht gehen.
Ischewsk selbst ist eine Industriestadt mit sowjetischem Flair, aufgepeppt durch bunte Werbeschilder. Der Sanierungsbedarf ist enorm. Schade, diese Stadt könnte so richtig was haben. Trotzdem bleiben wir noch eine Nacht hier. Im Stausee kann man sehr gut baden. Und die Menschen sind alle sehr freundlich, angenehm und hilfsbereit.
Russisch-orthodoxe Kirche im Zentrum von Ischewsk

In der Kirche

Industrie mitten in der Stadt


Straßenbau überall

Im Vergnügungspark

lange, gesichtslose Straßen

Denkmal

Kathedrale

Schule für Ikonenmalerei


Wir standen in der Nähe des Migrationsamtes, bitte auf die Mittagspause achten - exakt!

Tauben im Kirow-Park


7. Juni 2016, Dienstag
Ausschlafen, wir haben Zeit und genießen die Ruhe, das Nichtstun.
400 Meter zur Straßenbahn, in die Stadt. Wir suchen ein Einkaufszentrum. Eine Jacke für mich wäre ganz gut. Hier in der urdmurtischen Hauptstadt ist alles anders. Im Satellitenbild haben wir auf neue Dächer und Parkplätze davor geschaut. Da ist auch was, ein Second-Hand-Shop auf einer Industriebrache, die umgestaltet wird. Zwei Möglichkeiten haben wir noch: das ZUM, Zentrale Univermag in der Innenstadt. Auch ein Schuss in den Ofen. Ein Kaufhaus aus Sowjetzeit, mit gelangweilten Verkäufern, bunt, eng, vollgestopft, stickig. Dann eben zur Straßenbahnendhaltestelle "Kino Aurora", hört sich doch gut an. Ist es aber nicht. Die Jacke will mich nicht haben. Wir wollen auch nicht mehr. Durch den Regen zurück zum Wohnmobil. Die Straße schwimmt und nennt sich jetzt Bach. Trockenen Fußes rüber kommen geht nicht. Wir lernen unser Neustrelitzer Regenwasserentsorgungssystem so richtig schätzen!
Klamotten aus, Schuhe trocknen, Jeans trocknen, Socken trocknen, Regenjacke trocknen, alles im Auto. Übrigens, kurz vor dem Wohnmobil hört der Regen auf. Wahrscheinlich war heute nicht unser Tag.
Fotos von heute gibt es auch keine. Vielleicht ist auch Ischewsk nicht unsere Stadt.
Und trotzdem fahren wir erst morgen weiter - das Morgenbad lockt.

8. Juni 2016, Mittwoch
Morgenbad; Wasser fassen an der Promenade;
Unser Stellplatz in Ischewsk

Auf der Promenade in Ischewsk, bei Sonne sieht doch alles anders aus

bis Wotkinsk, dort am Strandlokal sehr gut Mittag essen - hier könnte man gut baden;
Wotkinsk, Strandbad am Stausee

weiter nach Chaykowskij. Hier finden wir am Freizeitpark einen guten Stellplatz für die nächsten Tage und lernen beim Abendessen Tatjana, die Dolmetscherin, Lehrerin, und Elena, die Verantwortliche der Stadtverwaltung für Städtepartnerschaft kennen.
Wir sind da

Sascha unsere neue Freundin

Kamastausee

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen